Mehrphasige Integrative Trauma-Therapie – MITT – Detail Informationen neu

7 Module – 14 Kurstage – 140 Unterrichtseinheiten (UE) // MIT München

Therapeutisches Vorgehen
Phasenhafter Verlauf

Beim integrativen therapeutischen Vorgehen werden folgende vier Phasen mit bestimmten inhaltlichen Schwerpunkten unterschieden. Diese Phasen lassen sich in der Praxis nicht strikt voneinander trennen und sind daher als Heuristik zu verstehen. Therapeuten werden ihr Vorgehen mit der jeweiligen Phase der Traumafolgestörung ihrer Patienten abstimmen.

Phase 1 und 2: Sicherheit und Stabilität
  • Aufbau der therapeutischen Beziehung
  • Aktivierung sozialer Ressourcen
  • Ausführliche Diagnostik unter Bezugnahme von etablierten Instrumenten (wenn möglich)
  • Atem- und Entspannungstechniken
  • Differenzierter Umgang mit den Symptomen
  • Sicherheit wahrnehmen und ihre Bedingungen explorieren
  • Verbesserung der Selbstwahrnehmung und der Selbstakzeptanz
  • Eigene Grenzen aktivieren und aufrechterhalten
Phase 3: Konfrontation
  • Vergangene Traumatisierungen, die u.U. durch die aktuelle reaktualisiert werden, identifizieren und nach Möglichkeit die jeweilige Zugehörigkeit der Beschwerden bestimmen
  • Erfassung der besonders belastenden Momente des traumatischen Ereignisses („hot spots”)
  • Kognitive und emotionale Arbeit an der Wirkung des Traumas (Konfrontation i.S. der Verhaltenstherapie)
  • Ausdruck von und Toleranz gegenüber den eigenen emotionalen Zuständen
  • Dialogische Annäherung an traumarelevante Beziehungsgestaltung – Aktualisierung und Bearbeitung posttraumatischer Selbstprozesse
Phase 4: Integration
  • Arbeit an der Annahme des Traumas und seiner Folgen
  • Explorieren der Polarität von Opferhaltung und Selbstbestimmung
  • Verortung des traumatischen Ereignisses im eigenen Lebensskript
  • Posttraumatisches Wachstum – zwischen Mythos und eigenverantwortlicher Beziehungsgestaltung

 

Die Module im Überblick:
Modul 1 – Grundlagen (1 Tag) und Methoden der Traumadiagnostik (1 Tag)

Im Modul 1 wird ein fundierter theoretischer Hintergrund zum Störungsbild der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und die Praxis der Traumadiagnostik vermittelt.

Inhalte sind:

  • Phänomenologie der Akuten Belastungsstörung (ABS) und PTBS
  • Theoretische Modelle zur Ätiologie und Therapie der PTBS
  • Veranschaulichende Übungen an Fallbeispielen
  • Eigene Reflexion und Besonderheiten der Traumathematik, insbesondere wird hierbei auch die Sensibilisierung der Teilnehmer*innen für die Fragilität von Sicherheits-Konstruktionen gefördert, mit ihren praktischen, sozialen und politischen Implikationen.

Traumadiagnostik: 
Es werden die besonderen Bedingungen der Gesprächsführung im diagnostischen Interview, im strukturierten Interview (z. B. CAPS), Trauma Fragebögen und Checklisten vorgestellt und ihre Anwendung geübt.

Modul 2 – Spezielle Methoden der Traumatherapie (2 Tage)

Im Modul werden spezifische Themengebiete sowie Besonderheiten und Schwierigkeiten der Trauma-Therapie/-Beratung behandelt.

Inhalte sind:

  • Techniken der Stabilisierung und Distanzierung auf dem Hintergrund des dialogischen Ansatzes (Phase 1 und 2 nach Butollo & Karl, 2014, 2. Aufl.)
  • Verfahren der Exposition, Entspannung, Sicherheitsregulation
  • Ressourcen markieren und annehmen: Techniken zur Ressourcenaktivierung und zur Förderung der Affektregulation
Modul 3 – Spezielle Methoden Krisenintervention bei Akuttraumatisierung (1 Tag) & Bearbeitung von Traumafolgesymptomen Non-komplexer Traumatisierung I (1 Tag)

Inhalte sind:

  • Notfallpsychologie und Krisenintervention, Narrative Exposition, Integration der traumatischen Erfahrung, Arbeit an den Intrusionen und Vermeidungsprozessen
  • Kognitive Traumatherapie, Expositionsverfahren, Dialogische Exposition, EMDR
  • Selbstprozesse der Therapeut*innen / Berater*innen
Modul 4 – Konfrontative Bearbeitung von Traumafolgesymptomen Non-komplexer Traumatisierung II – Trauma und Beziehung (2 Tage)

Inhalte sind:

  • Kognitive Traumatherapie, Expositionsverfahren, Dialogische Exposition I.
  • Selbstprozesse und Traumaerfahrungen der Therapeut*innen / Berater*innen
  • Umgang mit Grenzen: funktionale und dysfunktionale kognitive und emotionale Prozesse in der posttraumatischen Entwicklung
  • die Arbeit mit 4 Stühlen: Differenzierung von „in session“ gegenwärtigem Patienten – Therapeuten Kontakt und Arbeit an der jeweils gegenwärtigen Vorstellung von Vergangenem (insbes. Traumaerinnerung), Dialogische Exposition II.
  • Gefahren und Chancen der Reaktivierung des Traumageschehens in der Therapie-/Beratungs-Beziehung
  • Zum Wandel der Therapiemotivation: zwischen Symptomänderung und Erweiterung der Wahlmöglichkeiten im Denken, Handeln und Fühlen.
Modul 5 – Behandlung komplexer Traumafolgestörungen einschließlich dissoziativer Phänomene I (2 Tage)

Inhalte sind:

  • Komplexe PTBS: Therapeutische Haltung und therapeutisches Handeln für die posttraumatischen Phasenverläufe Sicherheit, Stabilität, Konfrontation & Integration, Arbeit mit Täter – Introjekten
  • Umgang mit Schuld, Scham und Wut in Beratung und Therapie, Konfrontation mit traumarelevanten Situationen und Interaktionen, Dialogische Exposition III.
  • Sexualisierte Gewalt und wiederholte Traumatisierung, Dialogische Exposition IV.
  • Die Ressource der Gegenwärtigkeit: Arbeit mit 4 Stühlen (I)
Modul 6 – Behandlung komplexer Traumafolgestörungen II (1 Tag) & Selbsterfahrung und Psychohygiene (1 Tag)

Inhalte sind:

  • Krieg, Folter, Flucht und Migration als Quelle von PTBS
  • Kultursensitive Traumatherapie
  • Die Ressource der Gegenwärtigkeit: Arbeit mit 4 Stühlen (II)
  • Psychohygiene für Psychotherapeut*innen:
  • Selbstdiagnose von sekundärer Traumatisierung und Burnout
Modul 7 – Fallsupervision (2 Tage) und Zertifizierung

Gruppensupervision
Die TeilnehmerInnen stellen ihre PTBS-Fälle und ihr methodisches Vorgehen in der Traumatherapie vor. Die Zertifizierung für „Spezielle Psychotraumatherapie (DeGPT)“ erfolgt nach der Dokumentation von sechs Therapien und einem Fallkolloquium (2 zusätzliche Einzelsupervisionen).

Wir empfehlen, das gesamte Curriculum in der angebotenen Reihenfolge zu besuchen.

Abschluss als Traumatherapeut*in (DeGPT) möglich.